Das Wörterbuch versteht unter dem Begriff „Kognition“ die Gesamtheit aller Fähigkeiten des Menschen, die mit Gedächtnis, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Sprache, Denken, Problemlösen und Intelligenz in Zusammenhang stehen. Bei einer Parkinson-Erkrankung treten Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten häufiger auf als bei der restlichen Bevölkerung. Sie können von leichten kognitiven Beeinträchtigungen bis hin zu einer Demenz reichen.
Am Anfang steht oft das Gefühl einer verminderten kognitiven Leistung (auch: „subjektive kognitive Beeinträchtigung“). Hier ist häufig das Gedächtnis betroffenen (zum Beispiel „Ich kann mir neue Namen nicht mehr so gut merken wie früher“). Die betroffenen Personen haben allerdings keine Schwierigkeiten, ihren Alltag wie gewohnt zu bewältigen. Auch dem sozialen Umfeld fallen diese Defizite oft nicht auf, und kognitive Tests werden typischerweise altersentsprechend absolviert.
Bei einer leichten kognitiven Beeinträchtigung bestehen etwas weitergehende Einschränkungen. Hierbei ist für Betroffene und das Umfeld merkbar, dass leichte Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Aufgaben bestehen, die zuvor möglicherweise als einfach und unkompliziert wahrgenommen wurden. Auch kognitive Tests zeigen erste und milde Auffälligkeiten. Die Alltagskompetenzen der Betroffenen (siehe Kasten) sind aber weiterhin unbeeinträchtigt.
Eine möglichst frühe und sichere Diagnose kognitiver Einschränkungen im Rahmen der Parkinson-Krankheit ist wichtig, um Therapiemaßnahmen gezielt auswählen und einsetzen zu können. Zur Diagnose einer Demenz werden neuropsychologische Testverfahren eingesetzt. Hierbei muss die untersuchte Person Aufgaben aus verschiedenen Bereichen lösen, unter anderem werden Gedächtnis, Aufmerksamkeit, geistige Flexibilität, Strategien zur Problemlösung, räumliches Vorstellungsvermögen und Sprachleistung überprüft. Auch wenn einzelne Screening- oder Testverfahren zum Beispiel im Internet frei zugänglich sind, sollten Durchführung und Auswertung dieser Untersuchungen immer Fachleuten überlassen werden.
Die Antwort auf diese Frage lautet eindeutig: Ja! Regelmäßige körperliche, geistige und soziale Aktivität, eine gesunde und ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Nikotin oder schädliche Mengen Alkohol können das Risiko reduzieren, kognitive Störungen oder eine Demenz zu entwickeln. Das Risiko für eine Demenz kann außerdem bei anderen gesundheitlichen Problemen erhöht sein, die daher unbedingt behandelt werden sollten. Hierzu gehören hoher Blutdruck, Hör- und Sehstörungen, Übergewicht, Depression und soziale Isolation.
Nicht alle Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit im Rahmen der Parkinson-Krankheit sind auf eine Demenz zurückzuführen. Auch andere Erkrankungen können beispielsweise die Symptome einer Demenz vortäuschen. Dazu gehören unter anderem Angst oder Depression, Schlafstörungen sowie Hör- oder Sehstörungen.
Wie viele andere Symptome der Parkinson-Krankheit stellt auch eine Demenz nicht nur eine Belastung für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihr soziales Umfeld dar.
Gerade weil auch die Fähigkeit zur Kommunikation durch eine Demenz verändert sein kann, ist es von zentraler Bedeutung, miteinander „im Gespräch“ zu bleiben. Ein respektvoller und rücksichtsvoller Umgang untereinander ist wichtig, um die Probleme gemeinsam bewältigen zu können. Zu einem respektvollen Umgang gehört es auch, den Betroffenen nicht einfach alle anspruchsvollen Tätigkeiten „abzunehmen“, auch wenn dies aus gut gemeinter Fürsorge erfolgt. Diese Tätigkeiten sind nicht nur ein Training der kognitiven Fähigkeiten, sondern auch wichtig für das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Typische Beispiele sind alltägliche Verrichtungen wie etwa Tischdecken, Abspülen oder Gartenarbeit. Bei Gesprächen in der Familie, mit Freund:innen oder Ärzt:innen ist es wichtig, den Betroffenen nicht „das Wort aus dem Mund zu nehmen“. Bei ausgeprägten Einschränkungen sollten im Gespräch möglichst kurze, klar strukturierte Sätze verwendet werden.
Demenz-Symptome führen oft zu schwerwiegenden Veränderungen in einer partnerschaftlichen Beziehung. Hieraus können Ängste, Frust und auch Wut entstehen. Die Gesundheit und Lebensqualität pflegender Angehöriger muss daher auch einen ausreichenden Raum im Alltag haben. Möglichkeiten für Hilfe und Unterstützung findet man zum Beispiel in Angehörigengruppen, in Pflegeberatungsstellen oder Pflegekursen.
Weitere spannende Informationen zu Fragen der Therapie (mit oder ohne Medikamente) sowie ganz praktische Tipps für den Alltag finden Sie in unserer Broschüre.
In der Podcastfolge „Kognition und Parkinson“ spricht Moderatorin Claudia Eyd mit Prof. Dr. Elke Kalbe ebenfalls zu dem Thema. Die Folge erscheint am 1. Juli 2025.
Über die Redaktion
Dr. Thorsten Süß, Facharzt für Neurologie, Leitung Redaktion „Patienteninformationen“ und medizinische Beratung