Kreislaufprobleme wie Schwindel oder ein „Schwarzwerden vor Augen“ kommen in weiten Teilen der Bevölkerung vor. Im Fall der Parkinson-Krankheit kommen jedoch einige Aspekte hinzu, die es zu beachten gilt.
Jeder Mensch – mit oder ohne Parkinson – kennt diese Situation oder hat Vergleichbares erlebt: Ein Gegenstand ist auf den Boden gefallen und man möchte ihn schnell wieder aufheben. Man bückt sich oder geht in die Hocke, hebt den Gegenstand auf, kommt schwungvoll wieder hoch und man sieht „schwarz“ oder „verschwommen“. Hintergrund ist ein Abfall des Blutdrucks beim Hochkommen aus dem Sitzen, dem Liegen, gebückter Haltung oder der Hocke. Man nennt dieses Problem auch „orthostatische Hypotonie“. Leider ist die automatische Gegenregulation des Kreislaufsystems bei der Parkinson-Krankheit oft gestört. Außerdem können Medikamente, die zur Behandlung von Parkinson (und anderen Krankheiten) eingesetzt werden, die Probleme verstärken.
Neben der Parkinson-Krankheit können sich auch viele andere Aspekte negativ auf den Kreislauf auswirken. So beispielsweise: Flüssigkeitsmangel, Hitze, Infekte, Medikamente und Anämie (Blutarmut).
Die Diagnose einer orthostatischen Hypotonie kann man sehr einfach stellen: mit regelmäßigen Blutdruckmessungen. Insbesondere wenn eines der oben genannten Symptome auftritt oder man sich auch scheinbar grundlos „nicht wohl fühlt“, ergibt eine Messung von Blutdruck und Puls Sinn. Die Werte sollten gut dokumentiert werden und mit den behandelnden Ärzt:innen besprochen werden. Falls erforderlich, kann zur weiteren Sicherung der Diagnose ein „Schellong-Test“ durchgeführt werden.
Beim Auftreten neuer oder unbekannter Symptome beziehungsweise einem schwer zu beschreibenden „Unwohlsein“ immer an eine Messung von Blutdruck und Puls denken. Als „normal“ werden Blutdruckwerte zwischen 100/60 mmHg und 140/90 mmHg eingeschätzt.
Diese Angaben sind aber natürlich relativ: Nach einer größeren Anstrengung darf der Blutdruck auch vorübergehend über 140/90 mmHg liegen und auch ein Wert unter 100/60 mmHg kann unproblematisch sein! Schwindel tritt besonders häufig dann auf, wenn der Mittelwert beider Blutdruckwerte kleiner als 75 ist.
Beim Schellong-Test werden Blutdruck und Puls nach zehnminütiger Ruhephase zunächst im Liegen gemessen. Anschließend werden die Messungen nach Wechsel in die stehende Position minütlich für mindestens drei Minuten wiederholt. Wenn es hierbei zu einem Absinken des 1. Wertes um mindestens 20 Punkte oder des 2. Wertes um mindestens 10 Punkte kommt, spricht man von einer orthostatischen Hypotonie. Ein Beispiel für eine orthostatische Hypotonie im Schellong-Test: 140/90 mmHg im Liegen, 110/80 mmHg nach zwei Minuten Stehen.
Alle Medikamente, die zur Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden, können theoretisch zu Kreislaufproblemen führen. Tendenziell treten Kreislaufprobleme bei Präparaten aus der Gruppe der Dopaminagonisten (dazu zählen die Wirkstoffe Pramipexol, Ropinirol, Piribedil, Rotigotin und Apomorphin) häufiger auf bei Medikamenten mit dem Wirkstoff L-Dopa (auch Levodopa).
Natürlich können die Parkinson-Medikamente beim Auftreten von Kreislaufproblemen nicht einfach abgesetzt werden. Aber meist kann durch eine Veränderung von Dosis oder Einnahmezeitpunkt schon eine Verbesserung erreicht werden. Solche Veränderungen sollten unbedingt vor der Umsetzung mit den behandelnden Ärzt:innen besprochen werden.
Viele Menschen nehmen blutdrucksenkende Medikamente ein. Häufig wird die Dosierung dieser Tabletten nicht reduziert, wenn nach der Diagnose einer Parkinson-Krankheit auch Medikamente zur Parkinson-Behandlung begonnen werden. Beim Auftreten von Kreislaufproblemen sollten daher unbedingt auch die Hausärzt:innen einbezogen werden, um eventuell zu hoch dosierte, blutdrucksenkende Medikamente anzupassen.
Oft lassen sich Kreislaufprobleme schon durch kleine Veränderungen im Alltag bessern. Die folgenden Vorschläge können gleichzeitig und auch vorbeugend eingesetzt werden:
In unserer Broschüre, die Sie kostenfrei herunterladen oder bestellen können, finden Sie weitere Tipps und Hintergrundinformationen; ebenso zahlreiche Hinweise zur Diagnose und Maßnahmen bei akuten Problemen.
Über die Redaktion
Dr. Thorsten Süß, Facharzt für Neurologie, Leitung Redaktion „Patienteninformationen“ und medizinische Beratung