Prof. Dr. Thomas Gasser

Prof. Dr. med. Thomas Gasser ist Neurologe und seit 2002 Ärztlicher Direktor der Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt Neurodegenerative Erkrankungen am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung und der Neurologischen Klinik der Universität Tübingen. Seine Forschungsschwerpunkte sind die genetischen und molekularen Grundlagen der Parkinson-Krankheit, Dystonien und anderer Bewegungsstörungen. Prof. Gasser ist seit 2010 Forschungsdekan der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen und seit 2013 Koordinator für klinische Studien beim Tübinger Partner des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

Was hat Sie motiviert, sich für die Parkinson Stiftung zu engagieren?

Seit nun rund 30 Jahren ist die Behandlung von Parkinsonpatienten und die Erforschung der Parkinsonkrankheit mein beruflicher Schwerpunkt. Ich sehe, dass in dieser Zeit schon viel für die Patienten erreicht wurde, aber es ist ebenso klar, dass noch sehr viel mehr getan werden kann und muss. Hier kann die Parkinson Stiftung viel bewirken, daher möchte ich dazu beitragen.


Warum halten Sie die Parkinson Stiftung für wichtig?

Die Fortschritte in der Parkinsonforschung und ihre Umsetzung in bessere Behandlungen könnten beschleunigt werden wenn mehr Ressourcen zur Verfügung stünden, wenn die Kräfte besser gebündelt wären und wenn die Kommunikation zwischen den beteiligten: den Patienten, Ärzten, Forschern verbessert wäre. Dazu kann die Parkinson Stiftung einen wichtigen Beitrag leisten.


Was reizt Sie persönlich an der Erforschung der Parkinson-Krankheit?

Vor allem die Parkinson-Krankheit erlaubt, grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse aus der Genetik und der Molekularbiologie für die Behandlung von Patienten einzusetzen und umzusetzen. Was wir in der Grundlagenforschung lernen ist etwas, was den an Parkinson Erkrankten in zunehmendem Maße zu Gute kommt. Die Kombination aus grundlagenwissenschaftlicher und klinischer Arbeit hat mich immer interessiert.


Was war ihr persönlich wichtigster Beitrag in der Erforschung der Erkrankung?

Wir haben das Erbgut von Familien untersucht und Gen-Mutationen identifiziert, die zu Parkinson führen können. In etwa fünf Prozent der Fälle entsteht die Krankheit durch einen ererbten genetischen Defekt. Dazu gehört auch die Gen-Mutation LRRK2, der bislang häufigste erbliche Auslöser. Heute werden auf der Basis dieser Entdeckung von vielen Forschern aber auch von Pharmafirmen neue Therapien entwickelt, von denen man sich verspricht, dass sie eines Tages nicht nur die Symptome lindern, sondern den Krankheitsverlauf selbst verlangsamen oder stoppen können.


Was sollte sich zukünftig in der Behandlung der Parkinson-Krankheit ändern?

Unsere Arbeit richtet sich im Wesentlichen darauf, dass wir auf Basis unserer genetischen Untersuchungen versuchen, für die Patienten eine personalisierte Therapie zu entwickeln. Wir wollen also über die reine Symptombehandlung hinauskommen und wirklich eine ursachenbezogene Therapie anwenden. Da sehr wahrscheinlich jeder Patient seine eigene spezifische Ursachenkombination hat, werden wir wohl nicht ein einzelnes Medikament einsetzen, sondern einen individuell zusammengestellten "Medikamenten-Cocktail". Möglicherweise könnte es uns damit in den kommenden Jahren erstmals gelingen, eine Therapie zu entwickeln, die tatsächlich den Krankheitsverlauf relevant verlangsamt.


Welchen Rat möchten Sie jungen Ärzten und Wissenschaftlern geben?

Ich würde allen jungen Ärzten und Wissenschaftlern raten, ihrem Herzen zu folgen und sich mit aller Kraft dafür einzusetzen was sie wirklich fasziniert und begeistert.

Prof. Dr. Thomas Gasser

„Wir wissen viel über die Entstehung der Parkinson-Krankheit, aber bei Weitem noch nicht genug. Für mehr Grundlagenforschung benötigen wir Ihre Hilfe.“