
Herr Krebs, Sie haben sich entschieden, mit Ihrer Parkinson-Erkrankung an die Öffentlichkeit zu gehen. Ist Ihnen das schwergefallen?
Ich arbeite seit 1986 als Schauspieler und leite seit 2012 das Schlosstheater Thurnau mit einem treuen Stammpublikum. Das sind rund 1.000 Menschen, die uns immer wieder besuchen. Natürlich hat das Publikum in den vergangenen Jahren mitbekommen, dass ich mich verändere, wie sich meine Mimik reduziert und meine Stimme brüchiger wird. Da war es mir ein großes Anliegen, mein Publikum direkt zu informieren. Aber eben nicht nur auf mich bezogen, sondern mit einem Theaterstück, das die Parkinson-Krankheit thematisiert.
Erzählen Sie bitte von diesem Theaterstück. Worum geht es genau?
In unserem Stück „Kleine Schritte“ treffen an einer Bushaltestelle zufällig zwei Menschen aufeinander: Ich spiele Alfons, der an Parkinson erkrankt ist. Meine Schauspielkollegin Claudia Kurrle spielt Ruth, die in einer unglücklichen Ehe vereinsamt ist und so langsam am Leben verzweifelt. Die beiden kommen miteinander ins Gespräch, und langsam entwickelt sich eine Freundschaft, in der sie viel von sich preisgeben, dem anderen aber auch zuhören. Das Stück sorgt für Mut und Zuversicht. Denn es ist wert, dafür zu kämpfen, jeweils das beste aller Leben zu leben.
Vermutlich steckt sehr viel Autobiografisches von Ihnen in dem Theaterstück. Wie ist es entstanden?
Ja, sehr viel. So wartet Alfons beispielsweise deshalb auf den Bus, weil er zu seiner Tischtennisgruppe in die Stadt fährt. Auch ich habe durch meine Parkinson-Erkrankung wieder angefangen, Tischtennis zu spielen. Genauer gesagt spiele ich im Verein PinkPongParkinson und nehme auch regelmäßig an Meisterschaften teil. Ich wollte also viele meiner Erfahrungen in dem Theaterstück verarbeiten, wollte es aber nicht selbst schreiben. Verfasst hat das Stück die Autorin und Regisseurin Petra Wintersteller, der ich sehr viel erzählt habe und die sich anschließend mit all den Informationen und Eindrücken zurückgezogen hat, um das Stück zu Papier zu bringen. Als ich dann das fertige Stück gelesen habe, meinte ich: Genau so wollte ich es haben, ehrlich und authentisch. Dennoch spendet es all denen Hoffnung, die an Parkinson erkrankt sind oder deren Angehörige betroffen sind.
Welche Reaktionen bekommen Sie vom Publikum?
Das Stück scheint einen Nerv bei den Menschen zu treffen. Jedes Mal, wenn wir es in einer deutschen oder österreichischen Stadt aufgeführt haben, bekommen wir Anfragen von weiteren Bühnen. Nach der Aufführung kommen oft Menschen auf uns zu, die entweder von ihrer eigenen Erkrankung berichten oder erzählen, dass es bei ihrem Vater, Ehemann oder Bruder genau so war wie bei unserem fiktiven Alfons. Als Theatertruppe spüren wir auch eine Verantwortung, die wir durch das Stück übernommen haben. Uns wird viel anvertraut, und wir sorgen auch für jede Menge Aufmerksamkeit zum Thema Parkinson, etwa wenn die regionale Presse über uns und somit auch über das Thema Parkinson berichtet. Aktuell entsteht auch ein Dokumentarfilm, der die Entstehungsgeschichte des Stücks und unsere Auftritte begleitet. Den Film wollen wir später auch Parkinson-Selbsthilfegruppen zur Verfügung stellen.

War das positive Feedback, das Sie zum Stück bekommen, auch ausschlaggebend, sich für die Parkinson Stiftung zu engagieren?
Ja, genau. Ich hatte schon vor einiger Zeit von der Parkinson Stiftung gehört und gesehen, wie wichtig es ist, Spenden zu sammeln und die Forschung zu unterstützen. Aber auch mit den Mitteln des Theaters kann man sich für das wichtige Anliegen der Stiftung einsetzen: Wir erzeugen Aufmerksamkeit für das Thema, und wir sensibilisieren für die Belange der Betroffenen: privat als Wolfgang Krebs und beruflich mit meiner Rolle als Alfons.
Erlauben Sie eine persönliche Frage: Wie geht es Ihnen aktuell mit Ihrer Parkinson-Erkrankung?
Mir geht es gut, weil ich nicht den Kopf in den Sand stecke. Ich denke positiv. Natürlich merke ich, dass ich schwächer werde und häufiger eine Pause machen muss. Damit ich noch aufrecht stehen und gut laufen kann, muss ich viel investieren. Dazu zählen regelmäßige Physiotherapie, Qigong, Nordic Walking, Fahrradfahren und Kajakfahren. Aber am meisten Zeit verbringe ich mit Tischtennis, um den Herrn Parkinson nicht überhandnehmen zu lassen. Meine Medikation ist noch relativ gering. Das soll auch gerne noch eine Weile so bleiben.
Zurück zum Sport: Warum steht gerade Tischtennis heute wieder so hoch bei Ihnen im Kurs?
Tischtennis fordert wie kaum eine andere Sportart die Beweglichkeit und das Gleichgewicht, das Reaktionsvermögen und die Konzentration. All das, was bei einer Parkinson-Erkrankung so langsam schwindet. Mit Tischtennis kämpft man also ganz aktiv gegen die zentralen Einschränkungen. Ich habe das Glück, dass ich schon als Kind und Jugendlicher gerne Tischtennis gespielt habe. Im Hobbyraum meines Vaters gab es eine einfache, selbstgebaute Platte, um die wir pausenlos herumgerannt sind. Im Abitur hatte ich Sport als Prüfungsfach. Da musste ich gegen meinen Lehrer spielen – und habe gewonnen. Heute spiele ich eben gegen den Parkinson.