Ranga Yogeshwar

„Quarks & Co“, „Wissen vor acht“ oder „Die Große Show der Naturwunder“ – das sind nur drei der TV-Formate, mit denen Ranga Yogeshwar Themen aus der Wissenschaft einem breiteren Publikum nähergebracht hat. Dabei übersetzt er selbst komplizierteste Themen aus Naturwissenschaft, Technik oder Medizin allgemein verständlich. Auch für eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Thema Parkinson setzt er sich ein.

Sie engagieren sich als Stiftungsrat für die Parkinson Stiftung. Wie kam der Kontakt zustande, etwa durch Frank Elstner?

Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Mein langjähriger Kollege Frank Elstner, der selbst an Parkinson erkrankt ist, hat mich vor etwa zwei Jahren angerufen und gebeten, mich in dem Gremium zu engagieren. Diesem Wunsch bin ich sehr gern nachgekommen.

War das Ihr erster Berührungspunkt mit dem Thema Parkinson?

Ich habe bereits vor gut 25 Jahren Margot von Renesse kennengelernt, die damals im Deutschen Bundestag die Enquetekommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“ geleitet hat. Sie war selbst an Parkinson erkrankt. Gemeinsam mit ihr habe ich an einer Diskussionsveranstaltung der Universität Köln teilgenommen – zu einem Zeitpunkt, als man ihr Zittern schon stark wahrgenommen hat, ihr Verstand aber noch messerscharf war. An diesem Abend habe ich gelernt, wie wichtig es ist, die Öffentlichkeit für die Parkinson-Krankheit zu sensibilisieren.

Wie meinen Sie das genau?

Das klassische Zittern oder sonstige Bewegungsanomalien führen oft zu falschen Assoziationen. Doch wer körperlich zittert, muss längst nicht geistig zittern. Da ist eben das Tückische an dieser neurologischen Bewegungskrankheit. Deshalb ist es so unglaublich wichtig, sehr offen über die Krankheit zu informieren und den Betroffenen Mut zuzusprechen – wie es sich beispielsweise die Parkinson Stiftung zum Ziel gesetzt hat. Immerhin sind in Deutschland rund 400.000 Menschen an Parkinson erkrankt.

Wenn Sie auf die aktuelle Forschung zur Parkinson-Erkrankung blicken: Welche konkreten Perspektiven sehen Sie?

Ich erkenne einen bunten Strauß verschiedener Ansätze. In der Diagnostik hat sich beispielsweise viel getan, gerade im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz. So hat etwa der Mathematiker Max Little schon vor Jahren das Projekt Parkinson’s Voice Initiative ins Leben gerufen. Wir wissen, dass bei Parkinson der muskuläre Apparat betroffen ist. Das gilt auch für die Muskeln, die für die Stimme wichtig sind. Little hat eine Methode entwickelt, feinste Abweichungen in der Stimme zu registrieren und dank KI mit großen Datensätzen abzugleichen. So lässt sich erstaunlich verlässlich eine Parkinson-Diagnose stellen. Das Softwareprogramm funktioniert mit jedem Smartphone

Welche weiteren Schwerpunkte sehen Sie?

Neben verbesserten Diagnoseverfahren dürfen wir die eigentliche Causa nicht vergessen, also die Ursachen, die zu einer Parkinson-Erkrankung führen. Und dies ist leider nicht ganz trivial. So wissen wir beispielsweise, dass es bei Parkinson einen relevanten Altersfaktor gibt. Je älter die Menschen werden, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, an Parkinson zu erkranken. Deshalb steigen auch Parkinson-Zahlen, weil die durchschnittliche Bevölkerung älter wird. Auch zum neurologischen Zusammenhang von Alter und Parkinson wird international viel geforscht. In den USA engagiert sich hier zum Beispiel Sergey Brin mit seiner Stiftung sehr stark. Der Mitbegründer von Google hat selbst eine erblich bedingte Veranlagung für Parkinson. Deshalb hat er aus eigener Betroffenheit sehr viel Geld in die Forschung investiert.

„Viel Bewegung im Kessel“

Sie haben bereits mehrfach das Thema Künstliche Intelligenz angesprochen …

Im Jahr 2019 habe ich für die ARD eine große Dokumentation zum Thema KI gemacht. Das war nett, aber die Leute haben ein bisschen mit den Schultern gezuckt und nicht wirklich verstanden, was da auf uns zukommt. Doch spätestens seit dem Start von ChatGPT haben alle gemerkt: Da passiert jetzt etwas. Ich erinnere nur an die Nobelpreise 2024. Sowohl in Physik als auch in Chemie gingen die Auszeichnungen an die KI-Forschung. Der britische Forscher Demis Hassabis erhielt den Chemie-Nobelpreis für seine Vorhersagen zu komplexen Proteinstrukturen. Im Bereich der Medikamentenentwicklung ist das ein phänomenaler Boost – für die Bekämpfung unterschiedlichster Krankheiten.

Also sehen Sie durchaus Gründe für Optimismus?

Wissenschaft darf natürlich nicht leichtfertig falsche Hoffnungen wecken. Darauf muss man gerade in der Kommunikation zu medizinischen Themen achten. Wer sich ehrlich und gewissenhaft mit der Zukunft auseinandersetzt, kann Fragen nach konkreten Forschungsperspektiven nicht beantworten. Schnelle Durchbrüche gibt es nicht. Aber wenn ich mir alleine die Entwicklungen im Bereich KI anschaue, erkenne ich – salopp gesagt – viel Bewegung im Kessel. Und das ist doch wunderbar.