Franziska Engehausen

Spirit erzeugen und auf Menschen zugehen. Franziska Engehausen über ihre Schwerpunkte in der Stiftungsarbeit.

Zu Ihrer Person: Themen aus dem Gesundheitsbereich haben in Ihrer Vita schon häufiger eine Rolle gespielt. Woher kommt das Interesse für Medizin und Gesundheit?

Bereits in meinen früheren Jahren habe ich bemerkt, dass unser Gesundheitssystem leider sehr reparaturbedürftig war. Deshalb habe ich begonnen, mich in diesem Bereich zu engagieren, um konkrete Verbesserungen zu erzielen; zunächst bei einer Krankenkasse, später dann auch politisch. Heute, viele Jahrzehnte später, sehe ich als gelernte Gesundheitsökonomin leider immer noch Verbesserungsbedarf.


Aufmerksamkeit für Themen erzielen, in Politik und Gesellschaft – das ist ein roter Faden in Ihren beruflichen Stationen. War das schon immer Ihr Ziel? Oder hat sich das eher entwickelt?

Es war eine Entwicklung. Bereits bei meiner Tätigkeit im Bereich „Öffentlichkeitsarbeit und Presse“ einer Krankenkasse habe ich festgestellt, welche Strahlkraft das Thema haben kann. In dieser Zeit steckte vieles noch in den Kinderschuhen. Gesundheit wurde kaum als echtes Politikfeld gesehen, es war eher ein Teil der Daseinsvorsorge und Gesundheit war schon positiv gesetzt, wenn es die Abwesenheit von Krankheit bedeutet hat. Mit diversen Gesundheitsreformen wurde dann das Thema immer wichtiger. Und die Frage des guten Erklärens immer bedeutender. So habe ich meinen Schwerpunkt gefunden, Aufmerksamkeit für komplexe Themen zu erzeugen.

„Aufmerksamkeit für komplexe Themen zu erzeugen.“

Seit April 2024 sind Sie nun Geschäftsführerin der Parkinson Stiftung. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt? Wo liegen vielleicht auch Unterschiede zu vorherigen beruflichen Stationen?

Ein langjähriger Freund ist an Parkinson erkrankt. Das war mein erster Kontakt mit dem Thema. Somit war ich sehr hellhörig, als ich erstmals von der Parkinson Stiftung und ihren Zielen gelesen habe. Gerade dank der Freiheiten einer Stiftung konnte ich mir sehr gut vorstellen, daran mitzuwirken, die Erforschung und die Behandlung dieser Krankheit maßgeblich voranzubringen. Zudem ist die Stiftung noch jung, somit macht es Spaß, etwas aufzubauen und ganz aktiv mitzugestalten.


Wo sehen Sie Ihre Schwerpunkte in der Stiftungsarbeit?

Ich greife einen Schwerpunkt heraus: das Thema Sport. 2024 ist bislang mit der EURO in Deutschland und den Olympischen wie Paralympischen Spielen in Paris ein tolles Sportjahr gewesen. Das ist eine wunderbare Inspiration, Sport noch mehr in den Mittelpunkt der Behandlung bei Parkinson zu stellen.

Wie meinen Sie das konkret?

Tischtennis ist ein gutes Beispiel. Viele Betroffene bestätigen, dass sich gerade diese Sportart mit der notwendigen Koordinationsleistung positiv in ihrer Therapie bemerkbar macht. Es gibt immer mehr Ping-Pong-Parkinson-Gruppen. Ein weiteres Beispiel ist der Botschafter der Parkinson Stiftung, Frank Elstner. Er wirbt seit Jahren unter dem Motto #FightParkinson dafür, dass Boxen die kognitiven Fähigkeiten von Parkinson Patienteninnen und Patienten positiv unterstützt. Wir wollen Parkinson und Sport fördern und noch mehr publik machen.


Die Hauptziele der Stiftung lauten Forschung fördern, Therapien weiterentwickeln. Das kostet Geld. Wie will die Stiftung diese Aufgaben stemmen?

Wenn wir über die Chancen der Parkinson-Forschung berichten oder auch auf die bereits heute verbesserten Behandlungsmöglichkeiten verweisen, können wir auch die Menschen erreichen, die größere oder kleinere Geldsummen spenden. Wenn wir den Spirit erzeugen, aus dieser unheilbaren Krankheit eine heilbare Erkrankung zu machen, gewinnen wir auch die Menschen, die als Großspender ihren Beitrag leisten können; nachhaltig für die nächsten Jahre.


Sie sind im Austausch mit medizinischen Experten. Welche Perspektiven sehen Sie als Stiftung, Verbesserungen und Fortschritte im Kampf gegen Parkinson zu erzielen?

Soweit ich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verstehe, richtet sich ihr Blick neben den genetischen Faktoren auch in Richtung Umwelteinflüsse. Hier werden in den nächsten Jahren bestimmte Zusammenhänge sicherlich noch klarer und somit neue Erkenntnisse für die Bereiche Diagnostik und Therapie nutzbar.


Was wäre Ihr größter Wunsch in der Stiftungsarbeit, wenn wir beispielsweise zehn Jahre in die Zukunft schauen?

Mein Wunsch ist ambitioniert: In zehn Jahren soll auf unserer Website die Schlagzeile zu lesen sein, dass Parkinson jetzt heilbar ist. Nicht mehr und nicht weniger.