Ernährung und Parkinson

Ernährung bedeutet nicht nur, satt zu werden. Ernährung bedeutet auch, dem Körper wichtige Nährstoffe und Energie zuzuführen – und im besten Fall damit noch ein schönes Erlebnis zu verbinden. Dabei kommt es natürlich auf eine ausgewogene Mischung an, gerade bei Menschen mit Parkinson. Seien es Fragen der Verdauung, der Energie für den Tag oder Wechselwirkungen mit Medikamenten – Ernährung spielt immer eine entscheidende Rolle.

Ausgewogene Ernährung ist das Zauberwort

Wie so oft kommt es auch bei der Ernährung auf das Verhältnis an. Eine gesunde Balance aus Gemüse, Obst und tierischen Produkten liefert nicht nur die notwendige Energie, sondern schmeckt auch noch. Was das genau bedeutet, erfahren Sie auf dieser Website. 

Ideale Ernährung

Mediterrane Ernährung

Die eine und damit richtige Form der Ernährung gibt es bei Parkinson nicht – Genuss und Freude bei Essen und Ernährung sollten im Vordergrund stehen. 

Eine gute Basis für eine ausgewogene Ernährung bietet die mediterrane Küche. Hierbei handelt es sich um eine traditionell in Mittelmeerländern verbreitete Art der Auswahl und Zubereitung von Speisen, die v. a. durch einen hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln gekennzeichnet ist. Diese werden schonend zubereitet, um Geschmack, Farbe und wertvolle Inhaltsstoffe zu erhalten. Fleisch-, milch- oder zuckerreiche Gerichte sind zudem nur selten auf mediterranen Speiseplänen zu finden.

Klassische Inhalte der mediterranen Kost sind u. a.:

  • Gemüse, Kräuter
  • Obst
  • Vollkornprodukte, Saaten
  • Hülsenfrüchte / Nüsse
  • moderate Mengen an fettarmen Proteinen wie Hühnchen und Fisch
  • pflanzliche Fette mit Schwerpunkt auf Olivenöl

Die benötigten Lebensmittel finden sich inzwischen in jedem Supermarkt, so dass mediterrane Ernährung auch zuhause einfach möglich ist.

Die positiven Auswirkungen der mediterranen Ernährung auf die Gesundheit lassen  sich u.a. an den niedrigeren Raten für Herz-Kreislauferkrankungen in den Mittelmeerregionen ablesen und auch für eine positive Wirkung auf die Parkinson-Erkrankung gibt es erste wissenschaftliche Hinweise.

Probiotika und Vitamine

Menschen mit Parkinson benötigen nicht prinzipiell Nahrungsergänzungsmittel. Probiotika und Vitamine können in Einzelfällen jedoch sinnvoll und erforderlich sein. Probiotika können bei der Behandlung von Verstopfung bei Parkinson hilfreich sein, wobei man derzeit keine einzelnen Präparate besonders herausheben und empfehlen kann. 

Probiotika sind Mikroorganismen / Bakterien, welche in zugesetzter Form z. B. in Joghurt oder auch in Tabletten-/Kapselform erhältlich sind. Sie unterstützen und erhalten die wichtige Aktivität und Artenvielfalt der ­Billionen von Bakterien die im menschlichen Darm leben und die ­Verdauung regulieren. 

Vitamine werden vom Körper für eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen benötigt und müssen – da sie vom Körper selbst mit Ausnahme von Vitamin D nicht in ausreichender Menge hergestellt werden können – mit der Nahrung aufgenommen werden.

Da Vitamin D in der Nahrung nur in geringem Maße vorhanden ist, muss etwa 70 – 80 % der Vitamin-D-Zufuhr über ausreichende Sonnenzufuhr erfolgen. Der Zusammenhang mit der Sonne entsteht durch ein kompliziertes Zusammenspiel aus UV-Strahlung und Wärme in der Haut, durch welche Vorstufen von Vitamin D gebildet werden. Menschen mit Parkinson haben oft niedrigere Vitamin-­D-­Spiegel als gleichaltrige Gesunde, da sie aufgrund der Bewegungseinschränkungen weniger mobil sind und deshalb seltener direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Ein Vitamin-D-Mangel kann u. a. zu einer Osteoporose und damit zu einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche führen. Aufgrund der vor allem in späteren Krankheitsstadien erhöhten Sturzneigung kann also ein Ersatz von Vitamin D bei Menschen mit Parkinson sinnvoll sein.

Vitamin B 12 ist für Zellteilung, Blutbildung und Nervenfunktion wichtig. Besonders Innereien, z. B. Leber, sowie Fleisch und Fisch, Milchprodukte und Eier enthalten viel Vitamin B 12. Ein Vitamin B 12-Mangel kann eine ganze Reihe von unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, gedrückter Stimmungslage und Reizbarkeit auslösen. Besonders relevant ist außerdem die Rolle eines Vitamin B12-Mangels bei einer Schädigung der kleinen Nervenendigungen in Füßen und Händen. Diese sogenannte Polyneuropathie führt zu Taubheitsgefühl, Kribbeln, Schmerzen und Gleichgewichtsstörungen.

Mangelzustände an Vitamin B12 und auch Vitamin B6 treten bei Menschen mit Parkinson möglicherweise häufiger auf als in der gesunden Bevölkerung. Dies könnte durch eine Wechselwirkung zwischen L-Dopa (dem am häufigsten eingesetzten Parkinson-­Medikament) und dem Vitamin B-Stoffwechsel bedingt sein. Insbesondere bei hoher Tagesdosis von L-Dopa kann bei Menschen mit Parkinson eine Überprüfung des Vitamin B-Spiegels im Blut oder die Einnahme eines Vitamin B-Präparates nach Rücksprache mit den behandelnden Ärzt*Innen sinnvoll sein.

Parkinson und Ernährung – Die Vorteile der mediterranen Ernährung. Prof. Dr. med. Georg Ebersbach von der Parkinson Stiftung im Gespräch mit der Ernährungsberaterin Martina Tschirner

Wichtige Hinweise

Mangelernährung

Verzögerte Magenentleerung, Appetitlosigkeit, Völlegefühl nach dem Essen, Einschränkungen bei Geruch und Geschmack, Verstopfung, Schluckstörungen, Störungen der Feinmotorik und Depression sind häufige Probleme bei der Parkinson-Erkrankung und mit hohem Risiko für eine Mangelernährung verbunden.

Eine Mangelernährung zeigt sich unter anderem durch einen Verlust von Gewicht, Kraft und Antrieb. Hierdurch wird die Lebensqualität beeinträchtigt aber auch das Risiko für einen schwereren Verlauf der Parkinson-Erkrankung und Komplikationen steigt deutlich. Gerade bei älteren Betroffenen, die aufgrund des Alters bereits ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung haben, sollte der Ernährungszustand besonders gut beobachtet werden. Erforderliche Maßnahmen sollten mit den behandelnden Ärzt*innen besprochen werden.

Auch der entgegengesetzte Fall einer deutlichen Gewichtszunahme sollte im ärztlichen Gespräch thematisiert werden – diese kann z. B. durch eine impulsive Steigerung des Appetits bedingt sein, zu welcher die Parkinson-Medikamente beitragen können.

Medikamente und Ernährung

Parkinson-Medikamente, insbesondere das häufig eingesetzte Präparat L-Dopa sollen idealerweise auf nüchternen Magen und mind. 30 Minuten vor der nächsten Mahlzeit eingenommen werden. Nur in Ausnahmefällen sollten L-Dopa Präparate nach einer Mahlzeit und dann auch nur in „sicherem“ Abstand von 45 – 60 Minuten eingenommen werden.

L-Dopa und Eiweiß sind sich in ihrer chemischen Struktur so ähnlich, dass sie an der gleichen Stelle im Dünndarm ins Blut übertreten. Kommt also L-Dopa gleichzeitig mit einer großen, eiweißreichen Mahlzeit im Dünndarm an, verzögert sich der Übertritt von L-Dopa ins Blut und die Wirkung auf die Parkinson-Symptome tritt dann erst verzögert oder gar nicht ein. Es sollte also sehr gut darauf geachtet werden, dass die Einnahme von L-Dopa und die Einnahme von Eiweiß über die Nahrung voneinander getrennt werden.

Da Eiweiße selbstverständlich auch bei Parkinson-Betroffenen eine wichtige Bedeutung für eine ausgewogene Ernährung haben, sollte der Eiweiß-Anteil der Nahrung aber nicht reduziert werden.

Bei sonst unerklärlichen Schwankungen der Medikamentenwirkung oder ausbleibender Wirkung der Tabletten zu bestimmten Tageszeiten sollten die Mahlzeiten immer als mögliche Einflussfaktoren in Betracht gezogen werden. Durch Veränderung der „problematischen“ Mahlzeit (z. B. ein bis zwei Obst- und Gemüsetage statt eiweißreicher Gerichte) über einige Tage klärt sich der Zusammenhang meist auf. Manchmal kann es auch hilfreich sein, eiweißreiche Mahlzeiten vorwiegend auf den Abend zu legen. Auch die Unterstützung durch eine Ernährungsberatung kann hilfreich sein.

Unabhängig von der Einnahmezeit ist zu beachten, dass L-Dopa auch nicht mit eiweißhaltigen Getränken (z. B. Molke, Kefir, Buttermilch) eingenommen werden sollte und dass auch einige vermeintlich „unverdächtige“ Nahrungsmittel hohe Mengen an Eiweiß enthalten können (z. B. Hülsenfrüchte wie Linsen oder Bohnen).

Auch andere Probleme können die Wirkung der Parkinson-Medikamente vermindern.

Sowohl eine Schluckstörung als auch eine Störung der Magenentleerung können dazu beitragen, dass die Medikamente gar nicht oder nur sehr verzögert im Dünndarm ankommen und damit auch die Wirkung nur mit großer Verzögerung eintreten kann. Zeichen einer verzögerten Magenentleerung können Völlegefühl, Übelkeit oder sogar Erbrechen sein. Große fettreiche Mahlzeiten können das Problem verstärken. Alternativ kann es sinnvoll sein, mehrere kleine Mahlzeiten am Tag einzunehmen.

Bei den Themen Ernährung und Essen darf natürlich auch die Verdauung nicht vergessen werden. Dies gilt für die Parkinson-Erkrankung in ganz besonderem Maße, da etwa 90 % aller Betroffenen im Erkrankungsverlauf an Verstopfung leiden. Dem Thema Verdauung wird daher in der Zukunft eine eigene Broschüre gewidmet.

Stand: Oktober 2024

Gesund genießen! Ernährung bei Parkinson

Bitte beachten Sie: Die Broschüre steht derzeit nur zum Download und nicht in gedruckter Version zur Verfügung.

Selber Kochen

Kochen als Therapie

Zu guter Letzt vergessen Sie bitte nicht das Wichtigste:

Verwenden Sie ausreichend Zeit und Sorgfalt auf die Zubereitung der Speisen, essen Sie bewusst, vermeiden Sie Hektik und Ablenkung beim Essen und vor allem: genießen Sie Ihre Mahlzeiten und den Spaß beim Kochen.

Von der Auswahl der Speisen über Einkauf, Vor- und Zubereitung bis zum gemeinsamen Genuss des fertigen Gerichts im Familien- oder Freundeskreis kann sich jeder Schritt des Kochens positiv auf die Parkinson-Erkrankung und ihre Symptome auswirken – und dabei sogar noch Spaß machen. In diesem Sinne: Guten Appetit!

Spaß bei Kochen und Essen hatten Jeanette Obereisenbuchner, Markus Maria Profitlich und Torsten Römer am Weltparkinsontag 2023 bei einer gemeinsamen Mahlzeit. Was gekocht wurde und was die drei zum Thema Ernährung zu sagen haben, können Sie im folgenden Video nachschauen. Die Rezepte finden Sie hier. 

Kochen gegen Parkinson. Jeannette Obereisenbuchner, Ernährungsberaterin an den Kliniken Beelitz, kocht gemeinsam mit Comedian und Schauspieler Markus Maria Profitlich und Torsten Römer von der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V. Brandenburg

Über die Redaktion

Dr. Thorsten Süß, Facharzt für Neurologie, Leitung Redaktion „Patienteninformationen“ und medizinische Beratung