Mit dem Newsletter informieren wir Sie regelmäßig zu interessanten Entwicklungen in der Parkinson-Forschung, über Initiativen und Kampagnen unserer Stiftung sowie zu aktuellen Ereignissen rund um Parkinson.
Im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen beginnt die konkrete Geschichte der Parkinson-Erkrankung erst vergleichsweise spät in der Menschheitsgeschichte – genauer gesagt im Jahr 1817 mit der Publikation „Essay on the shaking palsy“ („Abhandlung über die Schüttellähmung“) von einem gewissen James Parkinson.
James Parkinson wurde 1755 in die Zeit der Aufklärung hinein geboren und durchlebte in seinem langen Leben bis 1824 die großen Umbrüche der Zeit von der französischen Revolution über die napoleonischen Kriege bis zur beginnenden Epoche der Romantik. Ein Bild von ihm gibt es nicht, oder es hat sich nicht erhalten. Die im Internet kursierenden historischen „Fotografien“ von James Parkinson sind logischerweise erst nach der „Erfindung“ der Fotografie im Jahr 1838 entstanden und zeigen daher „andere“ James Parkinsons.
Im England des 18. Jahrhundert war die ärztliche Zunft (vergleichbar zu den deutschsprachigen Ländern) in drei Gruppen unterteilt: Ärzte mit akademischer Ausbildung in den berühmten Universitäten Oxford und Cambridge, Wundärzte oder Chirurgen sowie Apotheker. Die akademisch ausgebildeten Ärzte standen weit oben auf der sozialen Leiter innerhalb der medizinischen Berufe. Sie betreuten vor allem adelige und reiche Patienten oder wurden in schweren und komplizierten Fällen konsultiert. Sie durften jedoch keine „praktischen“ Tätigkeiten durchführen - hierfür waren die Chirurgen oder Wundärzte zuständig. Das Spektrum der praktischen Tätigkeiten umfasste entsprechend der damals vorherrschenden „Säftelehre“ vor allem Aderlässe und Einläufe – der Vorstellung folgend, dass ein Ungleichgewicht oder eine fehlerhafte Zusammensetzung der Säfte Krankheiten verursachen kann.
James Parkinson lebte und arbeitete in Shoreditch, bei seiner Geburt ein Dorf außerhalb von London. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte sich die Stadt bereits so weit ausgedehnt, dass sich Shoreditch nun schon im Bereich der Stadtgrenzen befand. Dr. John Parkinson, der Vater von James, war Apotheker und Chirurg. Der junge James ging – entsprechend der Gepflogenheiten der Zeit – bei seinem Vater in die Lehre. Am 1. April 1784 erhielt er das Diplom der „Company of Surgeons“ (eine Art Gesellschaft der Chirurgen), anschließend schloss er sich seinem Vater in einer Praxis namens „Parkinson and Son“ an. Die Praxis sollte über vier Generationen – insgesamt etwa 80 Jahre – bestehen. Leider verstarb John Parkinson nur sechs Jahre später und James musste die Praxis alleine übernehmen.
James Parkinson war neben seiner praktischen Tätigkeit ein produktiver Autor und die Themen seiner Veröffentlichungen waren vielfältig. Er war politisch sehr aktiv und verfasste mehrere Broschüren zu sozialen und staatlichen Themen. Aufgrund der Sprengkraft seiner, den Ideen der französischen Revolution nahestehenden Texte, war er gezwungen, diese unter Pseudonym zu veröffentlichen. Unter seinem eigenen Namen verfasste er zudem eine Reihe sehr erfolgreicher und angesehener Bücher zu verschiedenen gesundheitlichen Themen: beispielsweise „Der Freund und Arzt des Dorfbewohners“ mit Hinweisen zu Vermeidung von Krankheiten und einer Auflistung verschiedener Hausmittel oder „Gefährlicher Sport“ ein illustriertes Kinderbuch über die gesundheitlichen Risiken von übermütigem Spielen. Außerhalb der Bereiche Medizin und Politik war er Gründungsmitglied der Geologischen Gesellschaft und verfasste mehrere Abhandlungen über Fossilien.
Ein übermäßiges Interesse an neurologischen Themen ist aus seinen Publikationen nicht abzulesen. Man darf allerdings nicht vergessen, dass die heute übliche Unterteilung der medizinischen Profession in verschiedene Disziplinen damals noch nicht existierte. Die wenigen damals bekannten neurologischen Erkrankungen wie etwa die Epilepsien waren einfach Teil der „Medizin“ als Ganzes.
Nichts in seinem Lebenslauf deutete also darauf hin, dass James Parkinson im Mai 1817 mit der Publikation von „An Essay on the Shaking Palsy“ in die Geschichte der Medizin und besonders der Neurologie eingehen sollte. Es sollten allerdings noch Jahrzehnte vergehen, bis die in diesem Text beschriebene Erkrankung den Namen „Parkinson-Krankheit“ erhielt. James Parkinson war selbst zu bescheiden, um dem von ihm beobachteten Symptomkomplex seinen eigenen Namen zu geben.
In den nächsten Folgen des Newsletters werden Sie mehr über „Die Abhandlung über die Schüttellähmung“ selbst, einen berühmten Parkinson-Betroffenen im 19. Jahrhundert, aber auch noch einiges über „Parkinson vor Parkinson“ erfahren – also die Zeit vor 1817, in welcher die Erkrankung zwar schon existierte aber noch nicht systematisch dokumentiert worden war.
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