Ein wichtiges Ziel der Parkinson Stiftung besteht darin, Wissenschaft, Forschung, Lehre, Aus- und Fortbildung im Bereich des Parkinson-Syndroms, neurologischer Bewegungsstörungen und anderer degenerativer Erkrankungen des Nervensystems zu fördern und die medizinische Versorgung in diesem Bereich zu verbessern. Daher freuen wir uns sehr, dass wir zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V. insgesamt sechs Forschungsvorhaben in einem gemeinsamen Leuchtturm-Projektverbund Parkinson bekannt geben können.
Wir freuen uns sehr über die zahlreichen eingegangenen originellen und innovativen Anträge und über das Interesse der wissenschaftlichen Kolleg*innen zu diesem wichtigen Thema. Aus den zahlreichen Bewerbungen wurden sechs innovative Projekte ausgewählt, die neue Impulse für eine frühe Diagnose sowie ein besseres Verständnis der biologischen Heterogenität der Parkinson-Krankheit liefern sollen, um Behandlungen zur Verlangsamung oder Abmilderung des Krankheitsverlaufes gezielter entwickeln und einsetzen zu können.
Die Forschungsergebnisse des Projektverbundes sollen die Parkinson-Forschung international richtungsweisend beeinflussen und neue Wege aufzeigen. Professor Volkmann ist überzeugt: „Wir stehen nun bei der Parkinson-Krankheit am Anfang einer Entwicklung, die bereits vor mehr als einem Jahrzehnt die Alzheimer-Forschung und Therapie revolutioniert hat: weg von einer syndromatischen Klassifikation der Erkrankung und hin zu einer Diagnose anhand von biologischen Markern, die in direktem Zusammenhang mit den heterogenen Krankheitsursachen stehen. Das wird auch bei Parkinson helfen, frühe und gezielte Interventionen mit modernen molekularbiologischen oder systemphysiologischen Ansätzen zu etablieren.“
Validierung der SynNeurGe Kriterien
Unter Leitung von Professor Günter Höglinger (Klinikum Großhadern) wird die präzise Klassifikation der Parkinson-Krankheit gemäß der SynNeurGe-Kriterien optimiert, um so die biomarkerbasierte Diagnose und Stadieneinteilung voranzutreiben. Das Projekt wird die Möglichkeiten eines neuen deutschlandweiten multizentrischen Netzwerks nutzen, um die SynNeurGe-Kriterien in bestehenden Proben und in einer neu rekrutierten, tief phänotypisierten Kohorte zu validieren.
Validierung der biologischen Klassifikation der genetischen Parkinson-Krankheit
PD Dr. Ana Westenberger und Prof. Dr. Norbert Brüggemann (Klinik für Neurologie und Institut für Neurogenetik, Universität Lübeck) analysiert genetische Varianten („Ge“) in der deutschen ROPAD-Kohorte (5.000+ Patientinnen und Patienten). Schwerpunkt liegt auf den häufigsten Mutationen (GBA1, LRRK2, PRKN), um genetische Risikoprofile und personalisierte Therapieansätze zu identifizieren.
Bildgebende Marker für Neurodegeneration
Professor Matthias Brendel (Klinikum Großhadern) validiert bildgebende Marker für Neurodegeneration („Neur“). Hierbei werden Ergebnisse aus der multi-dimensionalen molekularen Bildgebung zusammengefasst, um bildgebende Biomarker für die Prozesse der Neurodegeneration über das gesamte Spektrum der Parkinson-Krankheit abzuleiten.
Neue alpha-Synuclein Seed Amplification Assays
Professorin Kathrin Brockmann (Universitätsklinikum Tübingen) und Professor Dr. Björn Falkenburger(DZNE Dresden) nutzen hochsensitive Seed Amplification Assays, um pathologisches alpha-Synuclein („Syn“) in Frühstadien nachzuweisen und die biologische Heterogenität der Parkinson-Krankheit zu untersuchen. Ziel ist die Differenzierung von Parkinson-Subtypen und die Identifikation prodromaler Krankheitsverläufe
Blut Protein Biomarker (BRIDGE-PD)
Professorin Brit Mollenhauer (Paracelsus-Klinik Kassel) erforscht ein innovatives Protein-Panel in Blutproben, um weitere diagnostische und prognostische Biomarker zu etablieren. Die Studie nutzt eine bevölkerungsbasierte Risikokohorte zur Validierung.
Multidimensionale Lebensstil-Intervention (PREVENTION-IN-PD)
PD Dr. Eva Schäffer und Prof. Dr. Daniela Berg (Universitätsklinikum Kiel) testen ein multimodales Lebensstil-Interventionsprogramm für Betroffene in der prodromalen und klinischen Phase der Erkrankung. Untersucht wird, ob Lebensstiländerungen den Krankheitsverlauf verlangsamen können.
„Jede Spende, ob groß oder klein, trägt dazu bei, dass die bislang unheilbare Nervenkrankheit besser erforscht werden kann. Dass dafür jetzt 2 Millionen Euro zur Verfügung stehen, ist für mich ein wichtiger und hoffnungsvoller Meilenstein“
Video-Botschaft: Prof. em Dr. Werner Poewe
em. o. Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats, erklärt in seiner Videobotschaft wie es zur Ausschreibung des Leuchtturm-Projektverbundes kam und warum der Projektverbund so wichtig ist für die Parkinsontherapie und -diagnostik.